CD - Empfehlungen
Neil Diamond / Home Before Dark Eine sehr entspannte CD. Neil
Diamond wirkt, als hätte er schon immer derart sparsam
instrumentierte Musik gemacht - es dominiert neben seiner Stimme
meistens die unverstärkte Gitarre. Wem die Vorgänger-CD '12
Songs' gefallen hat, darf auch hier bedenkenlos zuschlagen,
selbst wenn die Masche des Produzenten Rubin mittlerweile etwas
ausgelutscht wirkt. Weglassen ist nicht immer Kunst. |
Katie Melua / Pictures
Eine schöne, sehr gefällige CD - die Interpretin ist kein Risiko eingegangen und bietet leicht, ganz leicht angejazzten Softpop. Die Liebhaber der ersten beiden CDs werden begeistert sein. Ich selbst bin auch zufrieden, allerdings finde ich das Werk insgesamt eine Spur zu belanglos: Irgendwann wird diese Musik vermutlich als Hintergrundberieselung im Fahrstuhl zu hören sein, denn sie tut keinem weh. Den einzelnen Stücken haftet eine gewisse kleinmädchenhafte Schlichtheit an. Sie sind, in durchaus positivem Sinne, gepflegt langweilig und für Schmusestunden am Kamin durchweg geeignet. Gefallen haben mir die klare Stimme der Sängerin - sie wirkt nicht so erwachsen und abgeklärt wie Diana Krall oder Norah Jones - und die wirklich hervorragende Aufnahmequalität. |
Jazz-Fizz /
That would have saved my day Jazz Fizz sind ein junges Akkustik-Duo, bestehend aus Dominik Jäckel (voc.) und Daniele Aprile (git.). Für ihr Debütalbum "That would have saved my day" haben sich die beiden Wahl-Heidelberger mit den Musikern Michael Paucker (bass) und Kristof Körner (dr.) zusammengetan und ein Album aus Quartett und Duo-Songs aufgenommen. Die CD gefällt mir gut, Jazz-Fizz bringt sparsam instrumentierten Soft-Jazz zu Gehör - trotz einschmeichelnder Vocals sollte allerdings niemand Lenor fürs Ohr erwarten. Unaufgeregte, maßvoll abwechslungsreiche Stücke zum Zuhören und auch als gepflegte Entspannungsmusik im Hintergrund. Gitarre und Schlagzeug sind grandios! Mutig fand ich die Idee, einige Songs mit deutschen Texten zu versehen. Diese Stücke wirken auf der CD allerdings etwas glatt und studiomäßig steril. Ich könnte mir vorstellen, dass sie live doch erheblich besser rüberkommen. Insgesamt eine klare Empfehlung, endlich mal keine angestaubte Altherren-Jazz-Langeweile, sondern jugendliche Spritzigkeit auf den Punkt produziert und überzeugend dargeboten. Anspieltipps: Das melancholische 'Time To Go' und das eher swingende 'Another Lonely Night'. Sicher auch eine hörenswerte CD für Leute, die keine Jazzfans sind. |
Rod Stewart / It Had To Be You... Böse Zungen und Rockfans könnten diese Scheibe
als langweilig und softlan-weichgespült bezeichnen. Das ist sie
in gewisser Weise auch, so wird man fetzige Hits wie dereinst
‚Baby Jane’ vergeblich vermissen. Denn Rod Stewart hat sich 14
amerikanische Evergreens vorgenommen, davon gleich mehrere
Sinatra-Songs, das Titelstück ist ursprünglich ein Hit von Ray
Charles. |
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Joshua Kadison / Vanishing America ‚Carolina’s Eyes’ ist ja aus dem Radio bekannt, und in diesem Stil ist auch die ganze CD gehalten: Gut 45 Minuten voller romantischer Schmusemusik, wunderbar schön und im positiven Sinne langweilig und unaufgeregt. Diese CD, 2001 erschienen, ist ihr Geld allemal wert. Wenn man es denn so ruhig und beschaulich, mit Piano- und Akustikgitarrenuntermalung mag. Die Titel im Einzelnen: Carolina's Eyes / Dessert Flower / Begging from Grace (Dragonfly Wings) / Cherry Bowl Drive In / El Diablo Amor / I Believe in you / Shine / Greyhound Bound / Molly in the Mirror / My Fathers Son / Song for a grounded Angel Ein zu Recht großer Erfolg war ja Kadisons CD ‚Painted Desert Serenade’ aus dem Jahre 1993, gefolgt von dem unsäglich schlechten, soul-angehauchten ‚Delilah Blue’ – Album. Herrn Kadison ist offenbar auch aufgefallen, dass sich ‚Painted Desert Serenade’ erheblich besser verkaufte und knüpft mit seinen neuen Werk exakt hier an: Selbst das Cover und die Schriftart sind im gleichen Stil und Farbton gehalten. Beim Anhören der schmusigen, leicht country-mässigen Balladen lässt sich kein Unterschied zur 14 Jahre alten CD feststellen, und das ist auch gut so ! ;-) Pianolastige Barmusik vom Feinsten, untermalt von Kadisons samtiger, einschmeichelnder Stimme – auch Musik, bei der man wirklich sanft einschlummern kann. Das meine ich ausschließlich positiv, schließlich möchte nicht jeder permanent schnell, effektiv, laut und krass sein. Naja, es mag unpraktisch sein, wenn man die Angebetete zur Begutachtung der Briefmarkensammlung eingeladen hat und die CD ihre volle Kraft entfaltet: Die Schöne schläft ein, war ja nicht unbedingt Sinn der Übung. Diese Musik hat eine sehr entspannende, keinesfalls traurig-melancholische, sondern eher leicht gemütsaufhellende Wirkung, die den geneigten Zuhörer innehalten und arbeitgeberfeindlich auf halbe Kraft schalten lässt. Den Kugelschreiber hinlegen, die Arbeit Arbeit sein lassen und sich an den zwitschernden Vögeln auf den grünen Bäumen erfreuen, einfach richtig ineffektiv sein. Und man muss auch nicht zwischenzeitlich aufspringen, weil der Interpret plötzlich Vielseitigkeit beweisen möchte und eine Techno-Einlage bringt, es bleibt entspannt. Joshua Kadison könnte eine Kuschelrock-Doppel-CD bequem ganz alleine füllen, wenn auch die vorliegende CD keine richtigen Chart-Breaker enthält. Bisweilen hätte der Sänger etwas mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen können und den gelegentlichen Damenchor geringfügig mehr in den Hintergrund mixen lassen sollen – das ist aber der einzige Kritikpunkt, außer das die CD gern hätte länger sein können ;-) Ich verzichte hier bewusst darauf, die Songs einzeln zu zerpflücken, dafür sind sie sich einfach zu ähnlich. Ähnlich allerdings nicht im negativen Sinne vieler Dieter-Bohlen-Werke, bei denen sich der Zuhörer bisweilen fragt, weshalb zwischen zwei Stücken eigentlich eine Pause ist, wenn es dann doch unverändert weitergeht. Textlich geben die Stücke nicht so enorm viel her, es sei denn, jemand interessiert sich für den verstorbenen Vater des Sängers oder für wohlfeile Tipps, das eigene Leben und Glück doch selbst in die Hände zu nehmen. Aber warum sollen amerikanische Songs bessere Texte haben als die Münchner Freiheit ? Wer die ‚Painted Desert Serenade’ wegen der Slow-music mochte, ist mit dieser CD sehr gut bedient und wird seine Freude daran haben, sie bietet eine bruchlose Fortsetzung. Wer ‚Painted Desert Serenade’ als zu schmalzig und langweilig und öde empfunden hat, wird diese neue Scheibe genauso wenig schätzen und sollte sie nicht erwerben. |
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Bruce Springsteen / Live In New York City Er läßt sich ‚Boss’ nennen. Er tritt auf in der Attitüde des Proleten, des einfachen, aber hart arbeitenden Holzfällers mit dem Herzen am rechten Fleck. Ein Prolet, der mittlerweile Millionär ist – der Auftritt sei ihm gegönnt, das gehört zur Show. Der gute Junge scheint dennoch dringend Kleingeld zu benötigen, vielleicht hatte er sein Geld leichtfertig in die New Economy investiert: Bruce Springsteen hat bereits sehr viele Alben, auch viele Live-Alben, auf den Markt gebracht, jetzt gibt es schon wieder eines, diesmal die Doppel-CD ‚Live in New York City’. Und das Werk ist gründlichst misslungen: Bruce singt seine Rockmusik wie gewohnt kraftvoll, die Musiker treffen die Töne und die Aufnahmequalität ist einsame Spitze, aber schön ist diese Live-Aufnahme nun wirklich nicht. Bruces Gesang wird ohne Herz vorgetragen, wirkt professionell-kühl und zuweilen nur gewollt jugendlich-aufgeregt. Es wird trotz sauberer Instrumentierung ein enervierender Klangbrei erzeugt, und jeder einzelne Song hat unerträgliche Länge. Das erinnert an Maxi-CDs, bei denen ein 3-Minuten-Hit mit Hilfe von Samples und Drums auf 12 Minuten 30 Sekunden gezogen wird, nur das Bruce das ohne solche Hilfsmittel schafft. Warum müssen denn Gitarre und Keyboard bei nahezu jedem Stück permanent an der gleichen Stelle geprügelt werden ? Wusste der Saxophonist nicht, dass sein Instrument mehr Töne herzugeben vermag als eine Autohupe ? Selbst einen wirklich gelungenen und schmusigen Song wie ‚The River’ gibt es in einer 11-Minuten-Fassung. Das vorgetragene Gejaule mit Mundharmonika-Getute animiert aber nicht zum Feuerzeug-Schwenken, sondern zum gähnend einschlafen ohne wohlige Schauer. Mich wundert ehrlich das mitgerissene Publikum, ob die kostenfrei ins Konzert durften ? Ich hatte bereits nach Anhören der ersten CD ziemliche Kopfschmerzen.... Neben bekannten Hits wie ‚Born In The USA’ in ungewöhnlicher Fassung präsentiert Springsteen auch neues Material, da wird es aber nach meinem Geschmack wirklich hochnotpeinlich, z.B. bei ‚41 Shots’. Ich hatte immer Angst, dass sich der gute Bruce gleich vor Betroffenheit und politischer Korrektheit im nächsten Moment entleibt: Guter schwarzer Mensch wird von bösem weißen Polizisten mit 41 Schüssen niedergestreckt – so was mag man vor 30 Jahren Joan Baez als Protestsong mit Mühe abgenommen haben, heute wirkt das abgelutscht, anbiedernd und nur daneben. Selbst Bob Dylans Boxer-Drama ‚Hurricane’ war einst glaubhafter, zumal die erzielten Einnahmen für den entsprechenden Zweck verwendet wurden (Wiederaufnahmeverfahren). Ich rate vom Kauf dieser akustischen Doppel-Zumutung ab, vielleicht gibt es sie ja in 3 Monaten für 2 Euro in der Ramschabteilung, dann, und nur dann sollten historisch interessierte Zeitgenossen zugreifen. Allen anderen rate ich zum Erwerb des 3er-CD Albums Live/1975-85 oder zu den gelungenen Studio-Alben ‚Born In The USA’ und ‚The River’, daran kann man nämlich wirklich Freude haben. |
QUEEN / A NIGHT AT THE OPERA Diese CD von 1974, damals noch als Vinyl-Scheibe erschienen, ist nach meinem Geschmack das beste Queen-Album überhaupt – vielleicht neben ‚A Kind Of Magic’. Insgesamt ein rundes Werk, sehr abwechslungsreich, angefangen beim ‚death on two legs’, einer rockigen Abrechnung mit dem finanziell eher bitteren Karriereanfang der Band, gefolgt vom ‚Lazing on a sunny afternoon’, einem kurzen ( 1 Minute), melodischen old-fashioned Song, der stark an 20er-Jahre Musik erinnert und eher amüsiert. Folgende Titel sind enthalten: Death On Two Legs / Lazing On A Sunday Afternoon / I'm In Love With My Car / You're My Best Friend / ‘39 / Sweet Lady / Seaside Rendezvouz / Good Company / The Prophet's Song / Love Of My Life / Bohemian Rhapsody / God Save The Queen Allerdings: Es ist wirklich keine Scheibe zum ausruhen – die erwähnte Abwechslung kann durchaus anstrengend sein. Wobei mir persönlich gut gefallen hat, dass Queen nicht nur schwierige Gitarren-Riffs bravourös meistert, sondern auch eher einfach gestrickte Pop-Songs wie ‚39’ überzeugend darbietet. Überhaupt erinnert mich ‚39’ weniger an Hardrock, als vielmehr an den Folk-Rock der 70er Jahre, wie ihn damals auch die Eagles (‚Hotel California’)präsentierten. ‚SweetLady’ ist ein eher langweiliges Hard-Rock-Stück, nicht ganz schlecht, ich habe aber den Eindruck, man wollte damals entweder die LP füllen oder Hardrockfans nicht verschrecken, derartiges konnten Deep Purple besser und überzeugender. ‚Seaside Rendezvous’ erinnert mehr an Bar-Pianomusik, wirkt fast wie eine Parodie auf längst vergangene goldene Zeiten, könnte man sich auch gut als A-cappella-Stück vorstellen – es enthält viel Chorgesang, Piano und wenig Gitarre, wie man es wohl in den goldenen 20ern liebte... ‚The Prophet’s Song’ ist ein schwer zu beschreibendes Konglomerat: Etwas eintönig, opernhaft, mit vielen Wiederholungen (heute sagt man: Samples), sehr stimmlastig – sehr außergewöhnlich, gewöhnungsbedürftig und mit über 8 Minuten wohl auch nicht hitparadentauglich, und tanzbar höchstens reichlich bekifft. Zum Engtanzen hingegen drängt sich ‚Love Of My Life’ auf, ein sehr langsames, fast kitschig zu nennendes Liebeslied ohne harte Gitarren-Einlagen. Swing-Mäßig tanzbar geht es weiter mit ‚Good-Company’, offenkundig mehr ein altmodisch anmutendes Fun-Projekt, dass ebenfalls an alte Zeiten erinnert, mit modernen Gitarren wurde quasi eine Big-Band imitiert, sehr originell und vor allem gelungen. Krönung der ‚night at the opera’ ist sicher die ‚bohemian rhapsody’ : Die Plattenbosse wollte sich damals weigern, dieses Stück überhaupt als Single auf den Mark zu bringen – wurde mit fast 6 Minuten sowieso reichlich eng auf der Platte. Man befürchtete ein kommerzielles Desaster – es wurde jedoch ein Nummer-1-Hit und einer der größten Erfolge der Band. Allerdings ist die Angst der Manager auch aus heutiger Sicht nachvollziehbar – die ‚rhapsody’ ist sehr ungewöhnlich, war mit den damals in den Charts vertretenen Stücken nicht zu vergleichen und ist auch kein gewöhnlicher Popsong. Mit diesem Werk, wirklich einer kleinen Oper, haben Queen sich ein Denkmal geschaffen – wie jedem beim Begriff ‚Waschmittel’ sofort ‚Persil’ und beim Begriff ‚Papiertaschentuch’ sofort ‚Tempo’ einfällt, assoziiert man mit Queen weniger das Oberhaupt des britischen Empire, sondern eben ‚Bohemian Rhapsody’. Das war bei der ersten Fanpost für die Band noch ganz anders, die ging nämlich in den Buckingham-Palast – da wird die dröge Elisabeth aber not amused gewesen sein... Damit zum letzten Stück, der Hymne ‚God Save The Queen’, eine instrumentale, sehr ungewöhnliche und eigenwillige Version in einer 1,12-Minuten-Fassung – war wohl eher als Scherz gedacht, haha, ist aber verzeihlich. |
Eric Clapton / Reptile In der Heimat Claptons (*1945 Surrey/England) ist ‚reptile’ wohl ein ernstzunehmendes Kosewort, und so heißt diese rund 65 Minuten lange, ungewöhnlich betitelte CD mit ihren 14 Stücken und dem kleinen Jungengesicht auf dem Schwarz-Weiß-Cover. ‚Clapton is God’ wurde früher vielfach an Hauswände geschmiert, nach Genuss dieser CD denke ich aber, die Formulierung ‚Clapton is good’ wäre doch treffender - denn für einen Gott hat er sich doch merklich zurückgehalten. Das Werk erinnert sehr an die gelungene CD ‚Pilgrim’, allerdings erinnert es nur sehr wenig an wirkliche Highlights wie beispielsweise ‚461 Ocean Boulevard’ aus den 70er Jahren, da wurde sich gar noch an Reggae gewagt (‚I shot the Sheriff’ von den Wailers). Und es wird viel Blues geboten, sauber bis virtuos gespielt wie einst von B.B. King und in hervorragender, ja bestechender Aufnahmequalität. Allerdings: Während Michael Jackson versucht, möglichst wie ein Mensch mit weißer Hautfarbe zu wirken, will Clapton seine Stimme krampfhaft wie die eines richtigen Schwarzen klingen lassen – eine solche Stimme hat er aber beim besten Willen nicht und wäre sehr gut beraten, sich mehr auf’s Gitarrenspiel zu konzentrieren. Am nettesten und gelungensten finde ich die beiden Instrumentalstücke der CD, zum einen das Titelstück, dass an jazz-bossa-Nova-mäßige Barmusik gemahnt und mit Akustik- wie E-Gitarre einfach swingt. Zum anderen das letzte Stück ‚Son and Sylvia’, das sehr langsam, ruhig und einfach schön zu nennen ist. Ein Song wie ‚Got you on my mind’ hätte auch aus den 50er Jahren stammen können, vorgetragen vielleicht noch von Blues-Legende Muddy Waters, eine Art Old-Time-Blues. Muddy Waters hatte auch das nötige Stimmvolumen, Eric Clapton hat es wirklich nicht ansatzweise, seine Sangeskunst wirkt doch etwas verzweifelt bemüht. Einfach Klasse ist ‚Travellin’ Light’ von J.J. Cale, sofern man den typischen Stil mag, besser oder anders hätte es Cale wohl auch nicht vortragen wollen. Für hitparadenfähig halte ich ‚Believe in Life’, weil es einfach wunderschöne Schmusemusik ist, wenn ich das bei Kerzenschein abspiele, weiß die Angebetete gleich, worum es jetzt geht... Hitparadenfähig ist wohl ebenfalls das schnelle ‚Ain’t gonna stand for it’, eher ein ‚angesoultes’ Popstück, dass mich persönlich wegen des enervierenden Dauer-Refrains weniger anspricht. ‚Broken down’ ist ein sehr ruhiges und beschauliches Lied, das Clapton allerdings mit seinen vergeblichen Bemühungen, Stimmgewalt zu demonstrieren, ziemlich zerstört, sehr schade. Ein ähnlich zweifelhafter Erfolg ist bei dem old-fashioned-barmusik-mässigen ‚Find Myself’ zu verzeichnen.Richtig gelungen ist hingegen ‚I want a little girl’ – da kann man sich richtig vorstellen, wie in den späten 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts langsam, gefühlvoll und züchtig beim Tanztee geschwoft wurde. Na, so sehr züchtig wohl doch nicht, denn in dieser Zeit wurde ich ja ‚auf Kiel gelegt’, wie man in Hafenstädten zu sagen pflegt ;-) ‚Second nature’ ist ein zunächst sehr ruhiger Song, der mir mit am besten gefällt, auch wenn Clapton den Refrain wieder ziemlich uninspiriert und oft herauskräht. Soundtapeten wie einst Phil Spector (‚The sun ain’t gonna shine anymore’) kann Eric Clapton auch, versucht es zumindest beim Stück ‚Superman inside’, der Klangbrei ist aber zu laut, störend und damit wirklich kein Genuss. Die CD wird damit quasi unterbrochen. Deutschen Schlagern wirft man ja oft zu recht vor, dass ihre Texte allenfalls für Semi-Debile erträglich seien, das ist bei englischen Machwerken der U-Musik aber selten anders. Ich erinnere da tiefgründige Zeilen wie ‚Now I found that the world is round’ von den BeeGees, und auch Clapton versucht sich mit drittklassig gereimten Sentenzen wie ‚She’s a modern girl in a modern world’ im sehr melodischen ‚Modern Girl’. Ansonsten finde ich ‚Modern Girl’ aber richtig gelungen, insbesondere wegen wunderschöner Gitarrenbegleitung, die böse Zungen auch als ‚schnulzig’ bezeichnen könnten. Insgesamt läßt sich feststellen, dass dieses Werk zwar gelungen, aber nicht herausragend, epochemachend oder gar göttergleich zu nennen ist. Wem Claptons Musik bislang zusagte, dem wird diese CD sicher gut gefallen, auch wenn sie nicht so aus einem Guß ist. Wer mit dieser Art Musik nichts anfangen kann oder Eric Clapton noch nie mochte, sollte die Finger von ‚Reptile’ lassen, denn er wird auch weiterhin damit wenig anfangen können – ein Kracher wie ‚Layla’ ist auch nicht dabei. Nach meinem Geschmack sollte Eric Clapton erwägen, eine reine Instrumental-CD zu produzieren, da könnte ich mich über das Gitarrenspiel freuen, ohne mich über den angestrengten Gesang ärgern zu müssen... ‚..dass Musiker heute einflußreicher als Politiker sein können, ist grotesk. Man braucht zum Musikmachen weder besondere Intelligenz noch eine vorbildliche Moral’ (Clapton). Herr Clapton mag sich von seiner heroinbedingten ‚Wolke aus rosa Baumwolle’ schon lange verabschiedet haben, über vielleicht wünschenswerte Eigenschaften von Politikern sollte er sich aber lieber keine Illusionen machen ... |
Er ist heruntergekommen, der Heiland. Rund 2000 Jahre nach seinem Ende erwacht Jesus Christus in Dithmarschen. In einer Kneipe direkt an der Nordseeküste. Ohne Kreuz, ohne Kirche, ohne Judas und auch der Schwefelige nirgends in Sicht. Dafür sitzt Jesus mit den Stammgästen in der Kneipe. Erkennen sie ihn als Heiland an? Der Wirt samt Gattin, Bauer und Fischer, der Viechdoktor und auch Rentner Hermann – jeder schwört auf seine eigene Philosophie. Allerdings stellt sich die nächste Frage: Wenn er wirklich der ist, der er ist, warum ist er dann hier? Jetzt bestellen bei Amazon!
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Bee Gees / This Is Where I Came In ‚Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah’ der BeeGee-Mann schreit, als sei er mitten im Refrain von einer überzeugten Männerhasserin kräftig dorthin getreten worden, wo es ein Mann am allerwenigsten schätzt. So hatte ich mir das neue Werk der drei Gebrüder Gibb eigentlich nicht erträumt, da gröle ja selbst ich deutlich musikalischer. Nun gut, es ist das zunächst ruhige Titelstück, es gibt ja auch Montagsautos, also zum nächsten ‚She Keeps On Coming’. Allerdings auch nicht viel gelungener und eher belanglos, dafür mit ähnlich nervigem und atonalem Jaul-Refrain. Atonal kann aber David Bowie besser. Eine Newcomerband würde mit derartigen Stücken schwerlich einen Plattenvertrag ergattern... Für das Geld hatte ich mir eine eher typische Scheibe der Gesangstruppe erhofft, weniger ein Saturday-Night-Fever-Disco-Album, als vielmehr etwas Schmusig-Schmalzig-Gefühlvolles, etwa wie das gelungene Album ‚One’ oder etwas wie die erfolgreichen und ohrschmeichelnden Harmoniegesänge der späten 60er Jahre. Die Titel auf der gut 52 Minuten langen CD im Einzelnen: This Is Where I Came In / She Keeps On Coming / Sacred Trust / Wedding Day / Man In The Middle / Deja Vu / Technicolor Dreams / Walking On Air / Loose Talk Costs Lives / Embrace / The Extra Mile / Voice In The Wilderness Missmutig und unversöhnlich hörte ich mir auch noch den dritten Song an, ‘Scared Trust’ – und siehe da, er stimmte mich doch versöhnlich. Es ist ein sehr langsames, sparsam instrumentiertes Stück, das zuweilen an klassische Musik gemahnt. Eine richtige Schmusenummer, hitparadenfähig und gewiss auf der nächsten Kuschelrock zu finden. Gleiches gilt für ‚Wedding Day’, auch wenn mir die Melodie vorkommt, als hätte ich sie schon mal irgendwie gehört – ist aber typischer BeeGee-Stil, wie ich das erhofft hatte. Böse Zungen würden hier von ‚triefendem Schmalz’ sprechen, nicht zu unrecht, ich find’s aber dennoch (oder eher: deswegen) schön. ‚Man In The Middle’ ist nicht herausragend, aber nett und plätschert ein wenig vor sich hin – wie bei fast allen Songs kann ich mich aber nicht des Eindruckes erwehren, dass hier Jeff Lynne vom Electric Light Orchestra am Mixer saß, der Sound ist gerade während der choralen Phasen von einer gewissen Sämigkeit wie bei ELO. Allerdings wäre von Lynne wohl mehr aufs Schlagzeug gehämmert worden, worauf die Bee Gees glücklicherweise verzichteten. ‚Deja Vu’ ist hübsch und etwas langweilig und könnte tatsächlich einem 60er-Jahre-Album entstammen – wirklich nichts besonderes, Devise war wohl: Wie kriegen wir die CD voll ? Dann wird’s ungewöhnlich: Bei Queen auf dem Album ‚A NIGHT AT THE OPERA’ kannte ich ja schön bravouröse Anspielungen auf die 20er Jahre, das passte auch. ‚Technicolor Dreams’ ist auch so ein Stück, ist auch gekonnt und originell, wirkt aber im Zusammenhang mit der ganzen CD deplaziert. Als einzelnes Stück gehört sind ‚Technicolor Dreams’ aber witzig anzuhören und machen auch Tanzlaune – einmal ohne das typische Falsett-Gekrähe. Originell ! Gelungen ! Wer derartiges schätzt, dem sei die CD ‚As Tears Go By’ von Brian Ferry ans Herz gelegt, die ist durchgängig so. ‚Walkin’ On Air’ könnte der Disco-Ära entstammen – eine Art angenehmer Gebrauchsmusik, sicher bald bei Spar im ‚Einkaufsradio’ zu hören und mit Beach-Boys-ähnlichem Refrain zumindest nicht störend. Das folgende ‚Loose Talk Costs Live’ hätte auch schon 1967 erscheinen können, ohne sonderlich aufzufallen. Ein typischer Song, der auch etwas gepflegte Langeweile, wie sie ein britischer Landadeliger schätzen dürfte, verströmt: Aber wer Bee Gees mag, mag gerade so etwas eben and so do I. Man kann dabei so schön einschlafen... Etwas schneller ist dann ‚Embrace’, sehr schön eingängig und sicher etwas für den ‚Topf of the Pops’, erinnert stark an lang’ vergangene Disco-Zeiten... also nicht gerade ein revolutionär-sozialkritischer Protestsong, eben mehr ein ‚Schlager’, der zudem sehr an S.O.S von Abba erinnert... ‚The Extra Mile’ wird wieder bewährt stimmharmonisch gejault, sehr langsam und gefühlslastig und instrumentenarm, da drängt sich der Gedanke an einen Engtanz einfach auf. Beim letzten Stück ‚Voice In The Wilderness’ wird es allen Ernstes schnell und rockig, nur der Refrain ist langsam – Mark Knopfler könnte so was viel besser, dieses Lied passt einfach nicht auf die Scheibe und nervt teilweise richtig, insbesondere zum Ende hin. Wollen und nicht können, da hätte ich von solchen Profis, die seit über 30 Jahren im Musikgeschäft gutes Geld verdienen, wirklich mehr erwartet. Zumindest wurde im Falsett-Gehüstel aber auf welterklärende Kernsätze wie ‚Now I Found that The World Is Round’ verzichtet ;-) Das gilt fürs gesamte Album: Einige (4 !) nette Stücke, einige völlig daneben, wenige richtig schön, nichts Neues. Sparsame, an junge Boygroups erinnernde Instrumentierung mit tragenden Stimmen bei hervorragender Aufnahmequalität. Fazit: Lieber das Album ‚One’ (1989) kaufen, ist billiger und besser ! 1975 schon waren ‚Die Bee Gees ein Witz, über den sie selbst nicht mehr lachen mochten’ (‚Die Welt’). |
SUPERTRAMP / Crisis ? What Crisis ? Diese 47 Minuten lange CD aus dem Jahre 1975, natürlich ursprünglich auf Vinyl erschienen, ist ein Werk zum Zuhören, da plätschert nichts dahin, was man als Hintergrundmusik einsetzen könnte. Zwar geht es noch recht gefällig los mit einem zunächst gepfiffenen ‚Easy does it’, eine wirklich nette, kurze Melodie – gefolgt vom schon etwas heftigeren, für meinen Geschmack mit dem Rafrain leicht enervierenden ‚Sister moonshine’. Alle Titel: Easy does it / Sister Moonshine / Ain’t nobody but me / A soapbox opera / Another man’s woman / Lady / Poor Boy / Just a normal day / The meaning / Two of us Man hört die typischen Supertramp schon durch, auch wenn dieses Album – kostet um die 20 Mark – 2 Jahre vor solchen Single-Erfolgen wie ‘Give a little bit’ und dem ‘Logical Song’ erschien. ‚Ain’t nobody but me’ hat einen zwar eintönigen, aber doch schönen und nett gereimten Refrain mit hübscher Melodie, zwischendurch sind einige Einlagen mit der E-Gitarre doch sehr experimentell bis punkig – eigentlich schade, mit der Hauptmelodie hätte man sicher einen echte Hitparadenkracher landen können, das swingt ! ‚A Soapbox Opera’ finde ich einfach gelungen: Schöne Melodie, sehr E-Piano-Stakkato-lastig, wie man es später immer wieder von Supertramp hörte – dabei sehr abwechslungsreich, auch wenn der Leadsänger beim Gesang fast zu heulen scheint ....Es erinnert mich an die später auf ‚Even in the quietest moments’ erschienene ’ fools ouverture’, auch wenn die Geschwindigkeit nicht so stark variiert. ‚Another man’s woman’ ist ein netter Popsong, von Stil her teilweise leicht hardrockmäßig, aber doch mit harmonischem Gesang und , natürlich, Piano und seeehr ruhigen Abschnitten. Nett, aber nicht beeindruckend, hätte ich auf einer Single vielleicht als B-Seite verwendet, ist aber mit über 6 Minuten Länge zwar abwechslungsreich, aber etwas lieblos zusammengezimmert, vielleicht sollte die LP gefüllt werden. Gerade zum Schluß hin nervt das endlose Saxophongeplärre...Typisch Supertramp ist das per Xylophon eingeleitete ‚Lady’ mit echten Hitparadenqualitäten, viel Piano-Stakkato wie beim ‚Logical-Song’ und einer sehr eingängigen Melodie, die immer eine gewisse Tendenz zu Wiederholungen und angenehmer Eintönigkeit hat, trotz des Fistelgesanges. Wegen dieses Stückes habe ich mir damals die LP gekauft, für 23 Mark. ‚Poor Boy’ ist ein sehr langsames, auch typisches Stück mit spärlicher Instrumentierung (Klavier und Drums) – ich finde es ein wenig langweilig, es plätschert etwas fade und nichtssagend vor sich hin.....so richtig getragen wird es dann allerdings mit ‚Just a normal day’, könnte Sountrack in einem Schmachtfetzen werden, und sie küssen sich und sie kriegen sich would you please give me the handkerchief.... Etwas heftiger wird dann wieder bei ‚the meaning’ gejault, recht gefühlig beginnend, aber mit etwas lauterem Mittelteil, in dem ein schnellerer Refrain mit Saxophonbegleitung die Ruhe unterbricht – auch dieser Sondg beginnt nach meinem Geschmack vielversprechend, wird dann aber arg in die Länge gezogen und nervt am Ende. Das letzte Stück ‚two of us’ beginnt mit hübschem, zurückhaltendem Gesang, beinahe wie ein Kinderlied, fast nur von harmonischen Stimmen getragen und ist auch in der Folge sehr langsam und getragen, erfreulich unaufgeregt – das richtige Lied, um bei Konzerten die Feuerzeuge sehr langsam hin- und herzuschwenken, kurz: Einfach schön ! |
SUPERTRAMP / Even In THE Quietest Moments Ein schneebedecktes Piano im bewaldeten Mittelgebirgegebirge, das ganze vor strahlend blauem Himmel – so sollte 1977 das Cover dieser damals auf Vinyl-Schallplatte erschienenen Albums die Käufer locken. Vorher war Supertramp allenfalls Insidern bekannt, als experimentierfreudige Retortenband mit klinisch sauberem Sound, dominiert von E-Piano, Saxophon und einer eindringlichen, recht hohen Stimme. Mit dem Single-Hit ‚Give a little bit’ wurde die Band einem größeren Publikum bekannt, die Experimentierfreude ließ nach und man wußte künftig immer, was man bei Erwerb einer neuen Scheibe zu erwarten hatte – das war wohl wirklich Programm, denn das neueste Album von 1997 heißt ‚Some things will never change’ und so ist es auch. ‚Even in the quietest moments’ enthält folgende Tracks bei einer Gesamtlänge von gut 43 Minuten: Give A Little Bit / Lover Boy / Even In The Quietest Moments / Downstream / Babaji / From Now On / Fool's Overture Die Aufnahme- und Tonqualität ist einfach umwerfend, die LP, heute als remastered-CD erhältlich, ist auf den Punkt produziert und die Musik wegen der perfekten Arrangements eigentlich nicht live-fähig. Natürlich gint es dennoch Live-Aufnahmen, unter anderem die Live-Doppel-CD ‚PARIS’, aber das klatschende Publikum und die dürftige Tonqualität werden einem Liebhaber eher steril-sauberer Klänge wenig Freude bereiten. ‚Give a little bit’ ist ein nettes Hitparadenstück mit eingängiger Melodie, schöner Akkustik-Gitarre und netten Saxophon-Einlagen, ‚Lover Boy’ hingegen für meinen Geschmack nicht der Erwähnung wert. Der Titelsong ist eine sehr schöne, langsame und getragene, fast weinerliche Ballade – die Musik von Supertramp lebt von der Wiederholung bestimmter musikalischer Elemente. ‚Even in the quietest moments’ beginnt beinahe wie eine Overtüre in der klassischen Musik. Allerdings wohl nicht jedermanns Sache, die CD läuft gerade, während ich hier schreibe und meine Gebieterin fühlt sich bemüßigt, zu äußern: ‚Ich hoffe, Du zerreißt diese CD im Internet !’ ...werde ich nicht tun, ich höre sie gerne ;-) Sicher gefällt diese Art Musik nicht beim erstmaligen Hineinhören – dazu ist sie zu experimentell und auch ungewöhnlich. Deutlich wird dies beim letzten Stück, der ‚fools overture’, stolze 10 Minuten lang – der Hörer wird einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Einerseits sehr langsame und einfühlsame Töne mit zurückhaltendem, eher weinerlichem Gesang, andererseits ein schneller und aufwühlender, sogar tanzbarer Rafrain, der anfangs gar nur instrumental dargeboten wird. Insgesamt keine CD, die man mal so im Hintergrund laufen lassen oder im zu Recht gefürchteten ‚Einkaufsradio’ spielen würde. Sie erfordert eher häufiges Anhören und ein Sich-Einlassen auf diese Art der Musik – und auch eine Gewöhnung an die perfekte, aber auch sterile und kühle Atmosphäre der Supertramp-Aufnahmen. Das ist kein Kuschelrock ! Neuere Alben sind nicht mehr so experimentell, Supertramp ist da schon immer am Klavier-Stakkato wiederzuerkennen. Für Einsteiger empfehle ich daher nicht diese CD, sondern eher ‚Breakfast in America’, da ist dann auch der beliebte ‚Logical Song’ drauf, oder auch den schönen Sampler ‚The very best of Supertramp’. Die CDs von Supertramp kosten inzwischen alle so um die 10 Euro und mich die Achtung meiner Gebieterin, weil ich sowas hören mag – aber das ist es mir wert, weil ein Mann tut, was ein Mann eben tun muss ;-) |
Joshua Kadison / Paint Desert Serenade ‘Jessie’ war ein ziemlicher Hit, und für besinnliche Minuten habe ich diese CD aus dem Jahre 1993 erworben. Und ich wurde nicht enttäuscht, die CD enthält durchweg sehr ruhige, leichte Pop-Balladen, die allerdings zuweilen die Grenze zum Kitsch durchaus erreichen. Folgende Titel enthält dieses mit 37 Minuten Spielzeit unerfreulich kurze Werk:
01. jessie 5:18 Die Songs sind sich alle recht ähnlich, darum werde ich hier auf eine Einzelvorstellung verzichten, das ist wie bei ‚Modern Talking’: So sehr unterscheiden sich die einzelnen Stücke nicht voneinander, oder böse: kennt man einen, kennt man alle. Das Wichtigere dieser CD ist sicher die atmosphärische Ruhe und Entspanntheit, die sie ausstrahlt. Mit ‘Kitsch’ meine ich die Art weichgespülter Songs, wie man sie vielleicht noch von Cat Stevens ( ‚morning has broken’) erinnert, ogleich dessen Qualität, Originalität und vor allem Intensität nicht erreicht wird. Es ist mehr oberflächliche Musik, man kennt diese Art auch aus dem Supermarkt als Hintergrundberieselung , und dafür ist sie auch wirklich gut geeignet. Ich will diese Bemerkung nicht negativ verstanden wissen, schließlich kann man nicht immerzu Hit-Kracher oder anspruchsvolle Zuhör-Musik auf den Ohren haben. Die kurze CD läßt sich gut in einem Rutsch durchhören, man muß nicht genervt vom Sessel aufspringen, weil Kadison plötzlich seine Vielseitigkeit beweisen will und etwa Hardrock spielt. Er hat eine angenehme, dunkle Stimme und singt zwar gefühlsbetont, aber unaufgeregt zu zurückhaltender, leicht pianolastiger Instrumentierung – auch als Barmusik sehr gut geeignet. Da es sich hauptsächlich um Liebesballaden handelt, kann sie auch als Ersatz für die aus der Mode gekommene ‚Briefmarkensammlung’ dienlich sein: Wenn bei sanfter Kerzenbeleuchtung und einem Glas roten Weines statt der obligatorischen Kuschelrock Nr. 13 diesmal Joshua Kadison im CD-Player ist, weiß die Angebetete schnell, dass dieser Abend wohl nicht mit einer Diskussion über die erschütternd-negativen Folgen der Globalisierung enden soll... ;-) Mir gefällt diese CD (auch ohne die genannte Zweckbestimmung !) und ich empfehle sie Freunden von ruhiger, fast langweilig zu nennender Musik. Eine Warnung an dieser Stelle vor Kadisons CD ‚Delilah Blue’, das ist ein liebloses und zum Teil unerträgliches Soundbrei-Werk, darum wird es auch zu Ramschpreisen angeboten – immer noch zu teuer ! |
Dire Straits / On Every Street Die letzte CD von den Dire Straits aus dem Jahre 1991 – ‚auf allen Strassen’ war sie trotz des höchst erfolgreichen Vorgängeralbums ‚Brothers In Arms’ nicht zu hören. ‚Brothers In Arms’ hatte eigentlich den Erfolg der Musik-CD überhaupt eingeläutet, vorher waren Vinyl-Schallplatten das übliche und verbreitete Medium. Der Perfektion dieses Albums hinsichtlich Musikalität und Aufnahmepräzision konnte sich aber wohl kaum jemand entziehen, es ist einfach gelungen. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an dieses 6 Jahre später erschienene ‚on every street’. Die meisten Käufer waren zunächst sehr enttäuscht, mich eingeschlossen, zumal im Radio meist ‚Calling Elvis’ gespielt wurde: Ein Rockstück, das gut losgeht, bei dem man sich aber immerzu fragt – kommt’s jetzt ? Es kommt aber nicht so richtig, sondern rockt etwas vor sich hin und klingt eher etwas uninspiriert aus. Die gut 60 Minuten lange CD gibt es momentan für etwa 8 Euro bei Karstadt, sie enthält im Einzelnen folgende Titel: Calling Elvis / On Every Street / When IT Comes To You / Fade To Black / The Bug / You And Your Friend / Heavy Fuel / Iron Hand / Ticket To Heaven / My Parties / Planet Of New Orleans / How Long Der Titelsong beginnt sehr verhalten, fast beschaulich, mit sehr zurückhaltendem Gesang von Mark Knopfler. Es folgt aber eine kräftige Steigerung mit einfach gekonnten Gitarreneinlagen, das ist wirklich ein Crescendo, wenn auch nicht vergleichbar mit Ravels Bolero, aber vielleicht zu ähnlichen Zwecken einsetzbar (siehe Film ‚Die Traumfrau’ mit Bo Derek)... ;-) ‚When it comes to you’ würde ich als Schmusestück bezeichnen, es ist zwar mit relativ harten Gitarrenriffs unterlegt, wird aber ausgesprochen sanft bis zuckrig stimmlich vorgetragen. Und es klingt sehr schön mit Dire-Straits-üblichem Gitarren-Geklimper aus... Dann geht es sehr verhalten bluesig weiter mit ‚fade to black’, ruhig, unaufgeregt, sparsam instrumentiert, so etwas hätte Platz auf einer CD von J.J. Cale oder Eric Clapton, aber richtig singen können ja alle drei nicht. Dann wird’s wieder wild und rockig wie beim ersten Song, man wird doch etwas unsanft wachgerüttelt, positiv ausgedrückt: Es gibt Abwechslung, die allerdings stark an ‚walk of live’ , eine ältere Vinyl-B-Seite erinnert (auch auf Brothers in Arms erschienen), ohne die dortige Qualität zu erreichen oder auch nur zu streifen. Auf Dauer wird das Stück ‚the bug’ etwas langweilig. ‚You and your friend’ schmeichelt gleich zu Anfang mit sanften Gitarrenklängen, wie Dire-Straits-Fans sie lieben. und auch Herr Knopfler singt sehr einschmeichelnd, auch wenn er besser Gitarrensolos hinlegt als singt. Ein sehr, sehr, sehr langsamer Song, bei dem sich gut in Morpheus Arme hinüberdämmern lässt, ich schätze so was Unaufgeregtes. Der Genuss dieses im positiven Sinne Einschlafmusik zu nennenden Stückes hinterlässt das angenehme Gefühl, alle Zeit der Welt zur Verfügung zu haben, ohne ein schneller, größer, besser, weiter, ohne etwas leisten zu wollen oder sollen, einfach kontemplativ....‚Haevy Fuel’ ist ganz und gar nicht schläfrig. Ich hatte immer den Eindruck, Knopfler und Co wollten zeigen: Deep Purple und richtig laut können wir auch ! Können sie aber nicht, das ganze ist ein etwas belangloses, angerocktes, langweiliges und unnötiges Füllsel auf der CD. Dann wird’s wieder schön mit akustischer Gitarre, solche Sachen haben wir in den 70er Jahren, überzeugt von der politischen Machbarkeit unserer Weltverbesserungsträume, auch gern gesungen – so old-fashioned wirkt ‚Iron Hand’ , Cat Stevens hätte es sicher noch 3 Nummern kitschiger gesungen. Aber nett ist’s doch. Schmalzig-schön geht’s mit opulentem Streicher-Sound weiter, ‚Ticket to heaven’ eignet sich hervorragend zum Engtanz, trotz des eher zynischen Textes. Das Stück überschreitet die Grenze zum Kitsch sehr angenehm und professionell, ich habe mich schon gefragt, warum es davon keine deutsche Cover-Version gibt, vielleicht von unserem Protest-Sänger Roland Kaiser ? ;-) Auch wenn das nicht so deutlich wurde: Ich finde ‚Ticket to heaven’ sehr gelungen, es sollte auf einer Kuschelrock Platz finden ! ‚My Parties’ beschäftigt sich textlich mit wichtigen Angeber-Parties, wirkt soundmäßig aber etwas lieblos heruntergedudelt und beinhaltet eher Sprechgesang außerhalb des Refrains. Zudem nervt das Saxophon-Geplärre im ‚Hintergrund’ und es war damals ein wirklicher Glücksgriff, diesen Tonbrei nicht als Single zu veröffentlichen.Es folgt ein langsames Mustertapetenstück: Fängt etwas öde mit quasi-sphärischen Tönen an, bleibt gesanglich wie instrumental belanglos und endet mittelschwer langweilig, da fragt sich der geneigte Zuhörer doch, weshalb Hammer und Amboss im Ohr für eine derartige Nichtigkeit behelligt werden... ‚How long’ war zwar kein Hit, ist aber mein Lieblingsstück auf diesem Werk. Es erinnert sehr an Mark Knopflers Album mit den ‚Notting Hillbillies’. Als Adjektiv fällt mir dazu eigentlich nur ‚beschwingt’ ein, wenn auch nicht im Sinne der ‚sultans of swing’ vom ersten Dire-Straits-Album. ‚How long’ ist sehr eingängig, erinnert stark an Countrymusic mit der Mischung aus Akustik- und E-Gitarre, man könnte fast von Blue-Gras sprechen. Einfach gelungen sind die sanften, ohrschmeichelnden Gitarrensoli, nach meinem Geschmack könnten sie ruhig noch 30 oder 40 Minuten länger sein. Oder 50. Insgesamt liegt mit erstklassiger Aufnahmequalität ein sehr hörenswertes Album vor, das viele Stilrichtungen vereinigt, wenn auch jede einzelne eher angedacht wurde und von typischem Dire-Straits-Gitarren-Sound geprägt ist. Jedes Stück hört sich eben an wie ‚Dire Straits’, da wurden keine Experimente versucht. Das erste Album und ‚Brothers in Arms’ haben mir besser gefallen, aber ‚On every Street’ sollte in jeder Strasse zumindest einen Anspielversuch gut haben. Die neueren Solo-Alben von Mark Knopfler sind zwar auch ihr Geld wert, allerdings sind sie weniger rockig und haben nach meinem Eindruck weniger Kraft und Herz. Ich denke, Einsteiger sollten sich ein Best-of-Album der Dire Straits gönnen, beispielsweise ‚Money for Nothing’. |
Eros Ramazotti / Stilelibero Singt der eigentlich nur für
Frauen...? Wie auch immer - einige CDs von ihm habe ich bereits
im Regal |
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SADE - Lovers Rock
..nach langen Jahren wieder ein
Album von ihr - obwohl: Sie hätte es auch vor 10 Jahren mit dem gleichen
Erfolgauf den Markt bringen können. Durchgängig der bekannte,
lateinamerikanischeund sehr softe Stil, der an Blues erinnert.
Allerdings fehlt wohl so eine Hit-Nummer wie einstmals
'Smooth-Operator' oder 'Sweetest Taboo', vielleicht eignet sich 'By your
Side'.
Die CD ist insbesondere als Hintergrundmusik ( zum Schmusen, nicht für
den
Supermarkt !!!) geeignet.
Die Titel im Einzelnen:
1. By your side
2. Flow
3. King of sorrow
4. Somebody already broke my heart
5. All about our love
6. Slave song
7. The sweetist gift
8. Every word
9. Immigrant
10. Lovers rock
11. It`s only love that gets you through
Jedenfalls beinhaltet die CD keinerlei Überraschungen, es wird nicht der
Vielseitigkeit wegen 'Yesterday' oder Punk gespielt. Ein insgesamt sehr
schön rundes, in sich geschlossenes Werk mit eher langsamen bis
schläfrigen Stücken, das in einem Rutsch angehört werden kann -
allerdings auch keine 'happy music', die nun spontan zu plötzlichen
Jauchzern oder wilden Tanzeinlagen anregt.
Wer schon Sade-CDs hat und den Stil mag, sollte zuschlagen, er wird
nicht enttäuscht werden. Wer die alten Platten schon 'langweilig' fand,
sollte diese besser liegen lassen, er wird sie wohl noch langweiliger
finden. Wer Sade gar nicht kennt und eher ruhige, zurückhaltende und
beschauliche Musik schätzt, sollte es für diesen Preis einmal
versuchen.....
Mark Knopfler - diese CD klingt, als wäre sie vor 20 Jahren komponiert und aufgenommen worden. Das meine ich positiv, denn man hat ja bestimmte Erwartungen an Knopfler oder Dire Straits und diese werden mit der neuen CD gewiß nicht enttäuscht. Wer Überraschungen erwartet - Fehlanzeige ! Allerdings wird man einen Hit wie 'Sultans of Swing' vergeblich vermissen... Die Titel im Einzelnen: 01. What It Is 02. Sailing To Philadelphia 03. Who's Your Baby Now 04. Baloney Again 05. The Last Laugh 06. Do America 08. Prairie Wedding 09. Wanderlust 10. Speedway At Nazereth 11. Junkie Doll 12. Silvertown Blues 13. Sands Of Nevada Die Gesangsqualität von Mark Knopfler ist ja nicht so umwerfend, aber wer liebevoll gespielten und auch arrangierten Gitarrenrock ohne Bombast mag, liegt mit dieser CD richtig. Sie ist ohne Schnörkel 'auf den Punkt' produziert. Das gesamte Werk ist - auch wenn der Stil durchgängig ist - recht abwechslungsreich gehalten und eignet sich eher zum direkten Zuhören, weniger als Hintergrundmusik oder zum 'Schäferstündchen'. Wer Dire Straits mag, wird auch diese CD mögen, wer Dire Straits haßt, wird diese CD ebenfalls nicht so mögen. Wer Dire Straits nicht kennt, wird sich vielleicht mit der Gewöhnung an diese Art Musik schwertun - ich empfehle da eher das Album 'On every street' von den Dire Straits, ist einfach eingängiger (' ticket to heaven' und so..)und gibt's auch schon recht billig. |
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Randy Crawford - Play
Mode heißt die neue CD, ein radiofähiger
Hit ist auch dabei, es wird nach meiner Vorstellung wohl 'Merry
Go Round' oder 'Permanent' sein. Ein eher ruhiges Album ohne
größere Überraschungen wird hier vorgelegt, hier ein wenig
Soul, da ein wenig Pop ... ein wenig 70er-Jahre Gefühl... Die Titel im Einzelnen: 1 Wild is the wind 2 Merry go round 3 Free the Child 4 Permanent 5 Sweetest thing 6 Fire and rain 7 When I get over you 8 Alfie 9 When the evening comes 10 All I do 11 When will I be free of love's taboo 12 Tell it to your heart 13 I get a little burned Insgesamt eine CD wie 'aus einem Guss', kann problemfrei in einem Rutsch durchgehört werden - auch wenn für meinen Geschmack bisweilen arg 'hoch' gesungen wird.... Ich hab' mal bei meinen Bekannten 'rumgefragt, die Frauen fanden 'Play Mode' durchweg einfach schön, die Männer fanden sie meist langweilig, zu discomäßig und empfahlen von Randy Crawford eher die 1993er CD 'best of'. Ich finde: Eine sehr gelungene CD, wenn man stressfreien Soul mag und die Musik eher ruhig daherkommend schätzt - und auch der Preis will angemessen erscheinen - auch wenn an der Abmischung etwas liebevoller hätte gefeilt werden können...
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